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Großes Klangkino

Konstantin Gropper entwirft mit „Get Well Soon“ Legenden

Um sich eine Meinung über den Musiker Konstantin Gropper und seine als Get Well Soon firmierende Welt zu bilden, muss man eigentlich nur sein jüngstes Video betrachten. Es ist zu Beginn nach Art eines Italo-Westerns im Breitbild-Format gestaltet, ein schwarz gekleideter Cowboy reitet langsam auf seinem Pferd auf den Betrachter zu, die Wüste spielt ihren bekannten Sound und als der Gaul sich dreht, ist plötzlich zu sehen, dass hinter dem Mann ein Mädchen im blütenweißen Kleid sitzt. „Sweetheart, die Welt ist eine grausame Maschine. Merk dir, hier wird dir keiner helfen“, sagt der Mann später zu ihr und lässt sie ihre eigene Puppe und damit ihr bisheriges Leben verbrennen. Zu diesem Ritual spielt der Cowboy Flöte, kurz darauf setzt Groppers Udo-Jürgens-Stimme ein, während sich ein wildes Werk aus B-Movie-, Bibel-, Sergio-Leone- und, ja, Roland-Emmerich-Zitaten entspinnt.

Der Song aus Groppers jüngst erschienenen Album „The Scarlet Beast O’Seven Heads“ trägt so nicht unbeabsichtigt den Titel „Roland, I feel you“. Gropper ließ in Interviews verlauten, er sei kein Fan von Emmerich, aber er wollte mit dem Lied eine Brücke schlagen, weil beide – der Regisseur und der Musiker – häufig als „opulente Melancholiker“ bezeichnet werden.

Ja, der Pomp, die Pracht, der Prunk und die bisher im Gegensatz zu Emmerich gelungene Gratwanderung am Rande des Kitschs sind dem 29-jährigen, in Mannheim lebenden Gropper lieb und innig geworden, vor allem in seinen ersten beiden Werken, die bei der Musikpresse im In- und Ausland derartigen Anklang fanden, dass manch Leser wohl heute noch glaubt, der bisherige Gropper-Kanon ist ein unentdecktes Evangelium. Doch Groppers Musik ist mehr als diese schnöde, simple Herrlichkeit. Sie franst vielmehr immer wieder aus, ist, wie es Gropper selbst in seinem Emmerich-Werk beschreibt, ein apokalyptischer Beat und ein Wiegenlied zugleich. Denn unter der oberflächlichen Weltschmerz-Decke verstecken sich allerlei Dinge: der Easy-Listening-Sound der sechziger Jahre, die Songwriter-Bildsprache eines Nick Cave, ein stampfender Italo-Western-Blues und jede Menge Ironie. Eine aus zum Teil 40 Jahre alten Musikinstrumenten komplex recherchierte Klangcollage, die auf den selbstironischsten unter den großen Soundarrangeuren des guten alten Kinos verweist: Neuerdings nennt man Gropper auch den „Morricone aus Mannheim“. Marco Maurer